Samstag, 7. Januar 2012

Achtzehnter Tag: Patient Carl

"Dad, ich muss kotzen!" beginnt der neue Tag früh morgens um 3. Vorsichtig luge ich aus dem Dachzelt, das ich mir heute mit Luis teile. Zwei Meter nebenan sehe ich Carls zerzaustes Köpfchen. Puh, wenigstens nicht das Zelt eingesaut, denke ich mir. Nach einer (vor allem für Jörg) unruhigen Nacht ist Carl auch nach Sonnenaufgang nicht wieder fit. Im Gegenteil: Das Kind glüht, das Fieberthermometer klettert auf fast 40 Grad. Nach dem Frühsück fahren wir durch die großzügigen, von viel Grün gesäumten Straßen von Tsumeb zum Krankenhaus. Dort können wir zwar medizinisches Gerät aus dem letzten Jahrhundert bewundern, ein Arzt ist aber nicht anwesend - es ist Sonntag.Wir landen in der Praxis von Dr. Badenhorst, der sich trotz des vollen Wartezimmers - in Tsumeb grassiert anscheinend ein heftiges Magen-Darm-Virus - viel Zeit für uns nimmt. Der Malaria-Test ist negativ, "aber das muss nichts heißen" be(un)ruhigt uns der Arzt. Auch der Urin wird untersucht, aber so richtig fündig wird der Doc nicht. Am Ende bekommen wir ein paar Fieberzäpfchen und die Wahl, Carl entweder zur Beobachtung ins Krankenhaus zu bringen oder die Reise nach Windhoek anzutreten und das Kind dabei gut im Auge zu behalten - wir entscheiden uns für Letzteres.

Gegen Mittag verabschieden wir uns von Kurt und Erika, die durch den Caprivi weiter Richtung Sambia fahren und verlassen Tsumeb. Außer Dr. Badenhorst und dem Freibad-Campingplatz haben wir nichts von der Stadt gesehen - schade, sie machte einen angenehmen Eindruck. Auf der geteerten B1 geht es untermalt von den 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär zügig voran. In Otjiwarongo stoppen wir für ein spätes Mittagessen, aber es ist Sonntag und zudem fast drei, so dass wir schließlich bei Wimpy's landen. Immerhin gibt es hier ausreichend der von Dr. Badenhorst empfohlene Medizin gegen Dehydrierung: Cola. Tatsächlich ist Carls Fieber gesunken und auch er isst eine Kleinigkeit.

Um sechs Uhr Abends steuern wir in Okahandia eine Pension an. Aber weder das Zimmer noch der Rest des Örtchens laden zum Verweilen ein. Ich nörgele ein wenig herum, so dass wir schließlich die Okapuka-Lodge kurz vor Windhoek ansteuern, die über ein gutes Restaurant verfügen und noch einmal richtig Afrika-Feeling versprühen soll. Carl und Luis sind begeistert: Vor dem offenen Barbereich der Lodge grasen Warzenschweine und Antilopen fast zum Anfassen nah. Wir sind es weniger: Das Zimmer kostet doppelt so viel wie am Telefon angekündigt. Aber wir sind k.o. und es ist ja auch wirklich sehr schön, also bleiben wir trotzdem. Carls Fieber ist wieder sehr hoch, und während Jörg mit ihm auf dem Zimmer bleibt essen Luis und ich in gedrückter Stimmung Spurenleser-Pfandl und Spaghetti mit Wild-Bolognese (die Küche der Lodge hat einen österreichischen Einschlag). Um 21 Uhr liegen wir alle im Bett - gute Nacht!

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