In der Zwischenzeit fahren Britta und Erika nach Kamanjab, um Geld zu holen und Grillgut für heute abend einzukaufen. Im Kühlregal des Supermarktes gibt es nur Hühnerleber und Boerewoorst, also versuchen sie es an der Fleischtheke. "Haben Sie Rumpsteak oder Sirloin?" Fragt Britta die Verkäuferin, welche jedoch den Kopf schüttelt. "Bitte zeigen Sie uns ihre besten Fleischstücke", versucht Britta es dann. Unsicher zieht sich die Verkäuferin eine Plastiktüte über die Hand und hebt ein paar Lappen aus dem Haufen vor ihr hoch. Mit ihrer Fleischtüte stellen sich Britta und Erika an der Kasse an, gleich hinter einer Himba-Dame -- erkennbar an ihrer rötlichen Haut, dem Eisenschmuck um Fuß- und Handgelenken, der Haar- und der Abwesenheit übriger Tracht.
Kurz nach Mittag: "Der gehört mir!" übersetzt Maria die Rufe der Himba-Kinder, die Luis beim Arm genommen haben. "Und der hier mir!" rufen die anderen, die Carl auf diese Weise in ihr Dorf begleiten. Vor einer halben Stunde holte Maria Kurt, Britta, die Kinder und mich für unseren Besuch im Himba-Dorf ab. Dort, so erzählt sie uns, lebten 35 Waisenkinder bei den Frauen und Männern. Die Himba gehörten bis vor 150 Jahren zu den Herero, blieben jedoch bei deren Wanderungen im Norwesten Namibias zurück. Dort wurden Sie von den einwandernden Nama ausgeraubt, dezimiert und vertrieben, so dass die Flüchtlinge zum Überleben betteln mussten. Daher ihr Name: "Himba" heißt nichts anderes als "Bettler". Inzwischen haben sie es wieder zu Wohlstand gebracht, was nach Himba-Maßstäben umfangreiche Vieh- und Ziegenherden bedeutet. Zivilisatorische Errungenschaften wie Strom und fließendes Wasser behandeln sie als im Vergleich zu ihren Traditionen überflüssig.
Von Maria erfahren wir, dass von den Waisenkindern viele zur Schule in Kamanjab gefahren werden, wo auch zwei ihrer eigenen Kinder Unterricht bekommen. Dann sind wir schon im Dorf, wo besagte Kinder sich neugierig auf Luis und Carl stürzen. Runde, strohgedeckte Hütten -- aus Kuhdung und Lehm gebaut, wie Maria erläutert -- stehen im Kreis um den Kälberkral in der Dorfmitte. Im Schatten der Hütten und Bäume sitzen zwei Himba-Damen und schwatzen mit einer Herero-Frau; diesen werden wir als erste vorgestellt: "Moro, periwi?" werden wir gefragt, was Maria uns auf dem Weg als "guten Tag, wie geht es?" beigebracht hat. "Naua, okuhepa", antworten wir artig: "gut, danke." Wir werden ausgefragt über die Familienbeziehungen, wo wir herkämen, ob das weit sei usw.
Uns wird die Haartracht aus Ziegenleder der verheirateten Frauen erklärt sowie die Gamaschen aus Eisenperlen und der Handgelenkschmuck. Der Halsschmuck wird sechsfach aus Palmenblättern geflochten, wobei Britta bei der nächsten Gruppe hilft. Wir bieten ihr an, sie in drei Jahren wieder abzuholen, aber sie möchte lieber zur Dorfältesten-Hütte mit dem heiligen Feuer davor mitkommen. Das heilige Feuer dient dem Dorf als Kanal zu den Ahnen, hier werden Zeremonien gefeiert wie Hochzeiten, Geburten und das Ausschlagen der unteren Schneidezähne.
Wir dürfen in der Hütte Platz nehmen, wobei Maria uns darauf hinweist, dass Frauen rechtsherum eintreten und Männer nach links. Eine Himba-Dame zeigt uns, wie sie mit Rauch ihre Morgentoilette macht -- bei den Himba dürfen nur die Männer sich mit Wasser waschen -- und wie man die aus Ocker, Butter und gemahlenen Kräutern gefertigte Paste aufträgt. Unter einem Baum liegt eine Frau, die sich von anderen die Zöpfe neu flechten lässt. Dabei wird reichlich Asche mit eingeflochten, als Schutz gegen Ungeziefer. Überall wuseln Kinder nahe ihren Müttern herum. Ein kleines Mädchen krabbelt von hinten gegen Kurt, der es gerührt in den Arm nimmt.
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