Sonntag, 1. Januar 2012

Zwölfter Tag: Buschmannbilder und Damara

Kurt und Erika mussten sich erneut von uns trennen: die Zusatzbatterie stinkt immer noch, sie können in ihrem Zelt darüber nicht mehr schlafen. Also fahren sie voraus nach Kamanjap -- selbst wenn sie dort keinen Mechaniker finden sollten, so können sie in einer Pension ohne Batteriegestank nächtigen.

Wir vier machen uns auf den Weg nach Twyvelfontein, um uns dort auf einer Tour zu den Felszeichnungen führen zu lassen. Den Weg dorthin finden wir zunächst nicht, also fragen wir in der Twyvelfontein Country Lodge in der Nähe. Hinter einem Weg durch eine Felsgruppe erhebt sich die Lodge, davor plätschert ein Wasserfall in einen mit Rasen umwachsenen Pool: Hier möchte ich Mittagspause machen.

Die Anmeldung zur Tour liegt hinter einem staubigen Parkplatz; beim Aussteigen entdeckt Carl, dass es unter dem Wagen tropft. Ich krabbele unter das Fahrzeug, es ist Wasser, das aus dem Überlauf des Wasserkühlers zu kommen scheint. Visionen von einem kochenden Motor auf der Wüstenpiste nehmen mir die Entspanntheit.

Unser Führer, ein Damara, geleitet uns zusammen mit einem Krakauer Paar das wir bereits in Xaragu kennen lernten, den Felsen von Tywelfontein hinauf. Eine angeblich fünftausend Jahre alte Ritzung der Buschleute auf Sandstein soll Wasserstellen bezeichnen. Dann kommen wir an ein Rinnsal im Felsen; auf der kurzen Grasfläche davor dienen die Steine den Eidechsen als Sessel, von denen aus sie sich am Insekten-Buffett bedienen: die "zweifelhafte Quelle", die Twyvelfontein den Namen gab. Weiter geht es zu einem großen überhängenden Felsen. Unter diesen sind mit Ocker Bilder von Jägern und Tieren gemalt.

Zeit für Fotos und für eine Trinkpause. Ein paar Felsen weiter kommen wir zu einer weiteren Quelle, die unser Führer mit der Handpumpe betreibt. Die Kinder erfrischen sich, ich fülle zwei Flaschen mit dem trinkbaren Wasser. Zurück am Auto stelle ich fest, dass der Wasserkühler randvoll ist, auch die Motortemperatur bleibt auf dem Weg zur Tywelfontein Lodge im sicheren Bereich. Wir lassen uns zu einem Tisch führen und bedienen uns am Buffet: ein Koch brutzelt frisches Fleisch vom Huhn, Rind oder Springbock für uns, dazu sucht man sich die Soße und das mit zu bratende Gemüse aus. Die Kinder essen reichlich, und auch ich lasse mir Nachschlag geben.

Dann fahren wir zum "lebenden Museum", dem nachgebauten Dorf der Damara hinter einem Sandsteinfelsen. Unsere Führerin namens Xenia (?) Stellt uns den Dorfältesten vor, dann beginnt die Führung mit der "Apothekerin": uns werden die verschiedenen Pflanzen des Busches und ihre Verwendung erklärt; es gibt eine, die zu Hustentee aufgegossen wird und sehr aromatisch riecht, eine andere, die gegen Bauchschmerzen wirkt und eine andere, deren Tee man bei Blähungen nehmen soll. Besonders wichtig: ein wildes Getreide, das zu Grütze verarbeitet wird -- und zu Bier, wie wir an einem von Bienen umschwirrten Gärgefäß vorgeführt bekommen. Es folgt eine Vorführung des Gerbens an einer Ziegenhaut und bei den "Juwelieren" dürfen Luis und Carl beim Bohren der Straußeneierschalen mithelfen. Besonders beeindruckend: drei Männer drehen dir Spitze eines Stabes aus Hartholz in einer vorgebohren Mulde eines Stückes weichen Holzes, dazu wird getrockneter Dung gestreut. Sie wechseln sich ab, bis eine kleine Glut im Dungpulver entsteht; dieses überträgt einer der Männer vorsichtig und unter blasen in ein Nest aus trockenem Gras, das schließlich Feuer fängt.

Der "Schmied" ist ebenso kurz angebunden wie als "Gerber", dann folgt der wohl obligatorische Tanz. Endlich geht es auf die halbstündige Buschwanderung, auf die uns ein Jäger und ein kleiner Junge begleitet, der schon die ganze Zeit von Luis und Carl fasziniert schien. Uns werden die Pflanzen des Busches und ihr Nutzen erklärt, der Jäger simuliert das Anschleichen und schießt seinen Bogen ab. Luis und Carl dürfen es auch einmal versuchen. Eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Kleintierfall wird aus einem großen flachen Stein, Zweigen und einer Schnur gebastelt.

Beim Kunsthandwerkladen am Ausgang kriegt Luis einen Nashorn-Anhänger und Carl einen kleinen Bogen mit Köcher. Zurück im Xaragu-Camp hüpfen die Kinder in den kleinen Pool. Später, nach einem leichten Abendessen, verballern die Kinder die Reste der mitgebrachten Böller und entfache ich ein gemütliches Lagerfeuer -- mit Feuerzeug, wie kunstlos -- zu dem sich die Familie und auch eine junge Katze gesellen.

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