Freitag, 30. Dezember 2011

Zehnter Tag: Savannenwanderung und Dornen im Schuh

Kurt erwägt, zu verzweifeln. Dabei hatte der Tag so gut begonnen: unser erstes Camping-Frühstück zu sechst. Knäcke- und Früchtebrot, Butter und Streichkäse, Himbeer- und Limettenmarmelade und natürlich Kaffee vom Gaskocher. Auch der Ausflug für den Vormittag wird geplant: gestern hatte uns die freundliche Frau Kögel Karten für die Sehenswürdigkeiten auf Ihrer Farm mitgegeben: Ein Wanderweg führt zu Steinzeichnungen in der Phillips-Höhle, etwas weiter haben bei Bull's Party Jahrtausende sandiger Winde bizarre Formen aus dem roten Sandstein geformt.

Doch die Stimmung ist trüb und Kurt ratlos: wieder springt der Landy nicht an und die Zusatzbatterie gast. Es gibt kein Schaltbild zur Beschreibung der nachträglich eingebauten Verkabelung. Schließlich die Erleuchtung: der Schutzschalter gegen Tiefentladung steht auf "Aus". Mit banger Hoffnung, dass es dies tatsächlich war, verlassen wir nach Fremdstart den Campingplatz. Auf der Sandpiste zu unserem ersten Halt gibt es nicht viel zu sehen, außer einer Tüte Klorollen aus dem Laderaum des Vorausfahrers. Merke: auf Wellblechpiste Kofferraumklappe nicht nur zuziehen, sondern abschließen.

Auf dem Parkplatz angekommen muss erst einmal der Wanderweg gefunden werden: Aha, am Fels entlang rechts. Und schon geht es im Gänsemarsch mit vier Liter Wasser im Gepäck los. Frau Kögel hat dafür sorgen lassen, dass sich niemand auf ihrer Farm verläuft, weiße Doppelpfeile zeigen in engen Abständen an, wo es lang geht.

Großeltern wie Kinder klettern erstaunlich flink den Pfad zwischen Stein und Büschen entlang. Einzige Hindernisse: Bunte Eidechsen, die uns fotogen von Felsen zunicken.

Eine gute halbe Stunde und einen Liter Wasser später erreichen wir die Phillips-Höhle im roten Sandstein. Antilopen, Jäger und eine riesige Giraffe malten vor Jahrtausenden Buschleute mit Ocker an die Rückwand unter einem breiten Überhang. Wir machen Fotos, rasten, verbrauchen dabei einen weiteren Liter Wasser und zögern den Moment des Aufbruchs unter die höher gestiegene Sonne heraus. Aber es hilft nichts, also wird zurück marschiert.

An der Wegkreuzung zur Bull's Party laufen wir vorbei, und nehmen statt dorthin zu wandern lieber wieder die Autos. Das geht schneller, fühlt sich aber nicht so verdient an.

Und so kehren wir nach nur kurzem Aufenthalt bei den gewaltigen Felsen wieder zurück zum Camp. Luis und Carl dürfen noch einmal im Pool planschen während wir einer freien Unterkunft mit Abendessen hinterhertelefonieren. Leider ist das Abendessen auf der Orunduquea Farm ausgebucht, und es soll auch nur einen freien Campingplatz geben.

Also halten wir noch einmal in Usakos, um Grillfleisch zu holen. Die Auswahl in den zwei Märkten im Ort erweist sich als dürftig, aber wir werden nicht verhungern. "Da vorne, ein Gelbschnabeltoko!" Von einem Baum neben der Straße zur Orunduquea-Farm flattert einer der großen Vögel mit dem auffälligen Schnabel auf. Wieder einmal ist es Britta, die als erste die Fauna erkennt. Oder nicht? Ein paar Meter weiter betrachten uns neugierig unsere ersten Impalas. Ohne den Halt hätten wir sie übersehen.

Herr Sibold weist uns zu unserem Campingplatz unter halb der Bungalow-Anlage. Die meisten anderen Plätze sind leer, wir können im Schatten unter ein paar hohen Bäumen bleiben. Wieder werden die Zelte aufgebaut und aus dem harten Brennholz ein Feuer entfacht. Die gekauften Kotletts entpuppen sich als Kasseler, was ja auch auf der Packung steht. Uns schmeckt es trotzdem.

Ein Pfad führt an der Anlage vorbei zu einem Wasserloch und wir nehmen auf der Bank davor Platz. Doch Luis beklagt sich laut: hier gibt es Dornen, die durch die Sohlen seiner Kroks hindurch stechen. Auch Carl befällt das gleiche Schicksal und sogar Britta spürt sie. Die Tierschau am Wasserloch muss ohnehin ausfallen, die Kinder können einfach nicht still halten. Schade, dabei entgeht ihnen ein Warzenschwein.

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